PRISMA geht in die nächste Phase und organisiert einen «Call for Innovation». Vorstandsmitglied, Lea Paessens (Unilever) gibt Auskunft über die geplanten nächsten Schritte.
Frau Paessens, PRISMA gibt es nun seit einem Jahr. Was haben Sie in diesem Jahr erreicht?
Wir haben vor einem Jahr begonnen mit der Absicht, uns selber wieder aufzulösen, sobald wir unser Ziel erreicht haben. Sprich; sobald wir einen skalierbaren Business Case für ein Sammelsystem für die Kreislaufwirtschaft von Verpackungen in der Schweiz erschaffen haben. Also ein Modell, das aufzeigt, wie eine solche Sammlung aussieht und was sie genau kostet. Heute sind wir diesem Ziel einen Schritt nähergekommen. Wir haben im Jahr 2019 einen Blueprint erarbeitet, der zeigt, wie dieses System funktionieren könnte, respektive an welchen Stellschrauben schon heute gedreht werden kann.
Wie sieht dieser Blueprint aus und was machen Sie nun damit?
Ich verzichte darauf, ins Detail zu gehen und den gesamten Blueprint zu erklären. Für die Ungeduldigen unter uns; er wird dieses Jahr mit dem Call for Innovation veröffentlicht. Dabei fordern wir innovative Unternehmen auf, ihre Lösung zu präsentieren, damit wir mit gemeinsamer Innovationskraft den Blueprint realisieren können. Mit dem Ziel ein System zu schaffen, das über die Landesgrenzen hinaus inspirieren kann.
Wir haben uns zum Call for Innovation entschieden, weil wir gesehen haben, dass es schon viele innovative Anbieter von Teillösungen gibt. Unser Ziel ist es, diese Teillösungen zusammenzubringen und zu einem neuen Ganzen zusammenzusetzen.
Das hört sich spannend an. Es bleibt aber theoretisch. Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Ein konkreter Ansatz, den wir vorschlagen ist, dass die Konsumenten nicht mehr nach einzelnen Materialien trennen (wie z. B. PE, PP, PS), sondern nach einem Farbcode. Hintergrund ist die Tatsache, dass gewisse Materialien schon heute zu Verwirrung führen und manche Produkte nicht klar zugeordnet werden können. Indem wir auf ein farblich codiertes System umsteigen, möchten wir den Konsumenten die Zuordnung vereinfachen und damit saubere Sammlungen erreichen. Ein weiterer Vorteil: Die Zuordnung nach Farben ermöglicht ein materialunabhängiges System. Stellen wir uns vor, dass wir drei Säcke zu Hause haben. Einen grünen für alles Biogene, einen orangen für alles Recyclierbare und einen schwarzen Sack für alles, was thermisch verwertet wird. Verpackungen, die recyclierbar und sortierbar sind werden mit einem orangen Punkt gekennzeichnet.
Aber wie soll das funktionieren – alles in einem Sack?
Genau da wird es spannend. Der Call for Innovation dient dazu, diese Fragen zu stellen. Ausgehend von dem Blueprint, in dem das System beschrieben wird, geben wir mögliche Fragestellungen vor. Beispielsweise könnte dies sein; wie viele Recyclingsäcke mit welchen Materialkombinationen gibt es? Wo sind die Grenzen und warum (Stichwort Kontamination)? Sind Säcke überhaupt das richtige Gebinde? Etc.
Wir wissen aus Gesprächen mit diversen innovativen Tüftlern, auch über die Landesgrenzen hinaus, dass sich einige Leute viele Gedanken zu genau diesen Fragen gemacht haben. Noch nie hat aber jemand das System so offen und gesamtheitlich neu gedacht.
Wir glauben, dass mit diesem Ansatz dank gemeinsamer Innovationskraft viel möglich sein wird.
Das Schöne an PRISMA: dadurch, dass wir als Teilnehmer der Wertschöpfungskette Verantwortung übernehmen und die Stoffkreislaufschliessung unserer Verpackungen mitdenken, können wir das Design unserer Produkte ebenfalls anpassen. So kommen wir der Kreislaufwirtschaft Schritt für Schritt weiter.
Was sind wichtige Anforderungen an das Sammelsystem der Zukunft?
Es gibt schon heute Verpackungen, die eigentlich recycelt werden können, aber in der Schweiz im Abfall landen, weil es an einer Sammelinfrastruktur fehlt. Das möchten wir ändern. Wir setzen uns für ein System ein, das für alle Materialien funktioniert. Weiter ist es uns ein Anliegen, dass auch ein kosteneffizientes System geschaffen wird. Durch die Zusammenlegung von gewissen Materialien und durch die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur soll es möglich sein, Skaleneffekte und Synergien zu nutzen. Und was für uns nebst Umwelt und Kosten ein wichtiger Aspekt ist, sind die Konsumenten. Wir möchten ein System, das die Konsumentenperspektive berücksichtigt. Ohne das – und davon sind wir überzeugt – wird ein Sammelsystem nicht funktionieren. Wir glauben sogar, dass wir mit dem Einbezug der Konsumenten ein System erarbeiten können, das den Kundenkontakt als Kapital nutzt.
Herzlichen Dank, Frau Paessens.
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